Ein Hauch von Tibet
Ni Hao liebe Langnasen,
Wir melden uns zurück aus Dunhuang, unserer letzten Oasenstadt im Nordwesten der westchinesischen Provinz Gansu. Diese Region ist berühmt für die Mogao-Grotten. Handwerklich begabte buddhistische Mönche haben hier zwischen dem 4. und dem 12. Jahrhundert unfassbar viele Buddha-Statuen und Skulpturen in den Sandsteinfelsen geschlagen. Der Buddhismus, der bereits im ersten Jahrhundert nach Christi Geburt in China nachweisbar ist, war damals über die Seidenstraße ins Land gekommen.
Etwa Tausend Höhlen sind es und in jeder der Höhlen befinden sich immer genau Tausend Buddha-Motive an den Wänden. Daher rührt auch die Bezeichnung „Grotten der Tausend Buddhas“. Fotografieren ist nur außerhalb der Grotten erlaubt. Kein Problem für uns – wir versammeln uns vor der neunstöckigen Tempelhalle, hinter der sich ein 35 Meter hoher Buddha aus dem Jahr 695 verbirgt.
Am Nachmittag geht es zum Mondsichelsee, der von einer Süßwasserquelle gespeist wird. Früher diente er den Karawanen als Rastplatz, heute droht das Naturwunder zu versanden.
Naturwunder hin oder her, wie so oft in China werden wir zur Hauptattraktion, wie hier bei der Fotosession mit der Touristenpolizei.
Es geht zum westlichsten Ende der Großen Chinesischen Mauer.Die Jiayuguan-Festung oder auch Jiayu-Pass genannt, war schon seit jeher ein strategisch wichtiger Pass auf dem uralten Seidenweg. Nur ein paar Kilometer von der Festung entfernt finden wir unseren Schlafplatz direkt an der weltberühmten Mauer.
Auf der heutigen Etappe besuchen wir den Danxia National Geopark in Zhangye. Er ist wegen seiner sehr ausgeprägten bunten Farbe und skurrilen Felsformationen einer der schönsten und beliebtesten Nationalparks Chinas. Die Landschaft entstand, als Sedimente – vorwiegend Sandstein – durch plattentektonische Prozesse aufgefaltet wurden. Die Erosion, also die Abtragung durch Wind und Regen, formte das weiche Gestein anschließend über mehrere Millionen Jahre.
Mutter und Tochter posieren in traditionellen Gewändern der sogenannten Miao-Minderheit vor dem wundervollen Terrain. Die Kleidung ist sehr schmuckvoll, handwerkliche Perfektion ist gefragt. In der Regel arbeiten Frauen ein bis zwei Jahre an ihrem Festkleid, das zu Hochzeiten oder anderen Feierlichkeiten getragen wird.
Bei unserer großen Fragerunde zu Land und Leuten bekommen wir einen Einblick in die Vielfalt des Landes. Wir befinden uns mittlerweile in Biandukou oder, wie unser chinesicher Guide Herr Zhang verkündet, in der chinesischen Schweiz! Von hier an geht es hoch in die Gebirgswelt der Provinz Qinghai.
Ein Steinadler kreist am wolkenlosen Himmel. Die Flügelspannweite variiert zwischen 190 und 230 Zentimetern. Bei uns in kommen die „Goldadler“ nur noch in den Alpen vor.
Xinning, der Hauptstadt der Provinz Qinghai, befindet sich ein modernes Museum, dass uns in die tibetische Kultur und Medizin einführt. Ein Milliardenprojekt mit zahlreichen Ausstellungshallen, in der sich unter anderem die weltweit größte Thangka befindet. Fast den halben Tag bewundern wir die Rollbilder des tantrischen Buddhismus.
Bestens informiert über die Geschichte und Kultur geht es zum Labrang-Kloster. Seit sieben Jahren wird hier fleißig restauriert und die Arbeiten sind fast abgeschlossen. Das Kloster hat sechs Fakultäten, in denen die Mönche zum Beispiel buddhistische Medizin studieren können.
Die buddhistische Version der Bremer Stadtmusikanten? Es riecht streng nach vergorener Milch… Diese vierdimensionalen Kunstwerke werden von den Mönchen aus Yakmilch geformt, daher der strenge Geruch.
Nach der Besichtigung der vielen verschiedenen Fakultäten beantwortet uns der freundliche Mönch all unsere Fragen in perfektem Englisch, was hier in China eine echte Seltenheit ist. Kein Wunder, der gute Mann ist begeisterter Basketballfan und lernte die englische Sprache laut eigener Aussage beim NBA-Schauen.
Wir fahren weiter durch die wundervolle Bergwelt. Von klein auf lernt man hier das Reiten. Yaks und Kaschmirziegen gehören hier zu den gängisten Weidetieren.
Die Einfahrt durch das Bergdorf Langmusi ist sensationell. Durch den Ehrenbogen hindurch direkt vor die Mönchsschule.
Die Menschen hier leben ein einfaches, aber glückliches Leben. Gehstöcke sind handgefertigt und die Mönche waschen Ihre roten Roben per Hand im Quellwasser.
Gebetsmühlen sind ein altes spirituelles Werkzeug und ein lebendiger Teil des alltäglichen tibetischen Lebens. Sie werden bei jeder Gelegenheit gedreht, um die Segnungen von Mitgefühl, Harmonie und Frieden zu aktivieren und zu allen fühlenden Wesen auszudehnen. Die Frau auf dem Foto umkreist meditativ das Kloster. Gedreht und Umlaufen wird übrigens immer im Uhrzeigersinn.
Am Ende dieses ereignisreichen Tags wird am späten Nachmittag der Platz zwischen unseren Wohnmobilen und der Mönchschule kurzerhand zum Fußballfeld. Ein riesen Spaß für die Spieler und das Publikum!
Bevor es in die Millionenstadt Chengdu geht, übernachten wir noch einmal auf einem Naturstellplatz auf über 3.000 Metern über dem Meeresspiegel. Edelweiß, soweit das Auge reicht.
Im nächsten Bericht melden wir uns wieder aus der Stadt der Pandabären. Chengdu ist die Hauptstadt der Provinz Sichuan und ist neben der scharfen Küche und der Chengdu-Oper auch berühmt für die Aufzuchtstation der vom Aussterben bedrohten Tierart.
Euer Team vor Ort Lukas, Jörn, Su, Max und Andi
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