Australien auf dem Landweg 2019 – Etappe 7

Geheimnisvolles Yunnan: Von echten Pandas zum Jadedrachen-Berg

„Ni Hao“ liebe Langnasen,

Es geht bergab auf etwa 500 Meter über dem Meeresspiegel, Talfahrt aus dem tibetischen Hochplateau in unsere erste richtige chinesische Großstadt. Chengdu kommt inklusive Agglomerationsbereich auf ungefähr 14 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner und gehört in China somit nur zu den mittelgroßen Städten – weit hinter Shanghai, Peking, Guangzhou oder Shenzhen.

Wir stehen auf dem Gelände eines zentral gelegenen Campingclubs in Chengdu. Eine grüne Oase im Herzen der Stadt mit Restaurant, Reiterhof, Spiel- und Fußballplätzen, auf der man die Zeit natürlich auch gut für einen Reifenwechsel nutzen kann. Der perfekte Ausgangspunkt für unsere bevorstehenden Ausflüge. Das Clubpersonal erklärt sich sogar bereit für einen kleinen Obulus unsere Autos per Hand zu reinigen, während wir die Panda-Hauptstadt besichtigen. Das lässt das Wohnmobilistenherz höherschlagen!

Am nächsten Morgen besuchen wir die Pandabären. Wir haben Glück, denn die normalerweise sehr trägen Tiere sind munter und neugierig als wir uns ihren Gehegen nähern. Die Aufzuchtstation wurde 1987 mit dem Ziel eingerichtet, die Riesenpandas zu schützen und aufzuziehen. Der Berliner Zoo erhielt 2017 zwei der Bambusliebhaber für einen Zeitraum von 15 Jahren aus dem Forschungszentrum aus Chengdu – die Leihgebühr für sie beträgt eine Million Euro pro Jahr!

Das Essen an runden Tischen sind wir mittlerweile schon gewohnt, doch ein Platz mit eigenem Topf auf einem Ceranfeld ist Premiere. Willkommen im Hotpot-Eldorado Chinas! Der Feuertopf ist eine Art chinesisches Fondue und entstand hier in der Region einst aus Not, als im Winter die Lebensmittel knapp wurden. Man warf die letzten Gemüsereste zusammen mit ein paar Gewürzen in einen Topf und der Hunger war gestillt. Heutzutage zelebriert man ein solches Essen mit einer Vielzahl von Freundinnen und Freunden oder Bekannten und Verwandten. Die Auswahl an Köstlichkeiten ist niemals zu knapp.

Auf dem Weg nach Emeishan werden die Autos kurz am Fluss Minjiang zwischengeparkt. Wir sind in Leshan; der Ort ist berühmt für die weltgrößte Skulptur eines sitzenden Buddha aus Stein, die in eine Felswand gehauen wurde. Den besten Blick dafür ergattern wir mit dem Boot vom Wasser aus.

In Emeishan angekommen parken wir auf einem öffentlichen Parkplatz direkt am Fuße des 3.099 Meter hohen Berges Emei. In unmittelbarer Umgebung befinden sich allerlei Tempelanlagen, Wasserfälle und Gärten.

Am nächsten Morgen geht es erst mit dem Bus, dann mit der Seilbahn Richtung Spitze, zu guter Letzt dann 1.747 Stufen hoch, vorbei an frechen Makaken, bis zur Pilgerstätte. Aber alle Stufen sind es wert: Eine atemberaubende Atmosphäre herrscht auf dem Gipfel mit der goldenen Statue.

Es sind drei Tage Ferien für fast alle 1,4 Milliarden Chinesinnen und Chinesen und somit haben wir Glück bei einer spontanen Musik- und Tanzeinlage vor herrlich beleuchteter Glockenkulisse zuschauen und sogar mittanzen zu können.

Für den Helikopterausflug ist es leider zu bewölkt, dafür ist dann Zeit für die wirklich wichtigen Dinge – wie am Auto zu schrauben und ein kühles Bier zu genießen, gebraut nach deutschem Reinheitsgebot.

Die Anlage und das Restaurant sind sehr modern, für den Abend haben wir reichlich Schaschlikspieße vom Grill geordert.

Bei Panzhihua stehen wir auf einem schönen Campingplatz in den Bergen. Die trockene Luft und die aride Landschaft erinnern stark an die Adelaide Hills in Australien. Ein Fernsehteam filmt uns für einen Beitrag im regionalen Fernsehen. Am Abend gehen wir gemeinsam im anliegenden Restaurant essen. Am Tisch nebenan wird Geburtstag gefeiert und das Geburtstagskind ist ein Pavarotti-Fan. Ein Bekannter von ihr singt uns ein „O Sole Mio“ und wird laut bejubelt.

Bei Lijiang formt der Jadedrachen-Berg einen Großteil der Yulong-Bergkette. Die Nord-West-Flanke dieses Massivs bildet eine Seite der „Tigersprung-Schlucht“, in der der Jinsha-Fluss (oberer Yangtze) entspringt. Der „Yulong Xueshan“ (wörtlich übersetzt „Jadedrachen-Schneeberg“) ist mit seinen 5.596 Metern eine herrliche Kulisse und ein Blickfang von unserem Campingplatz.

Am Fuße des Berges liegt das 1.000 Jahre alte Dorf Baisha, das Zuhause der Naxi-Minderheit. Wir statten dem teils nachgebauten Dörfchen einen Besuch ab und bewundern die alten Stickerei-Techniken in einer kleinen Fabrik und eine Schule, dessen Besitzer uns in gutem Deutsch über die heimischen Traditionen aufklärt.

Der krönende Abschluss unseres Besuches der Yunnan-Provinz ist die Multimedia-Theater-Show, von der wir vom Campingplatzbesitzer eingeladen werden, da wir die ersten ausländischen Besucherinnen und Besucher des komplett neugebauten Platzes sind.

Unser Weg führt uns weiter nach Dali, einem romantischen „Städtchen“ mit einer schönen Altstadt.

Was uns dort erwartet erfahrt Ihr im nächsten Bericht.

 

Euer Team vor Ort, Jörn, Su, Andi und Max

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