Australien auf dem Landweg 2019 – Etappe 5

Westchina: Vom Sande verweht

„Ni Hao“ liebe Langnasen,

wir melden uns zurück aus dem Land der aufgehenden Sonne. Wir nennen es China, die einheimischen nennen es „Zhuong Guo“. Die Grenzabwicklung war, wie erwartet, kein Zuckerschlecken und wir mussten uns gezwungenermaßen auch von der letzten Ecke Bergkäse aus der Heimat trennen…

Bevor es auf die Suche nach Butter und Käse geht gilt es in Kashgar noch chinesische Führerscheine und Autokennzeichen in Mandarin zu beantragen. Dafür müssen wir beim chinesischen TÜV vorstellig werden. Die Funktionalität des Autos wird überprüft, Motornummern und Fahrgestellnummern abgeglichen.

Gar nicht so einfach… Beim Ford muss sogar die Plastikverkleidung im Radkasten abgeschraubt werden! Abtauchen und siehe da – gefunden!

Während die einen an der Zulassungsstelle der chinesischen Bürokratie ausgesetzt sind, vergnügen sich die anderen bei einer Erkundungstour durch die historische Altstadt Kaschgars. Die westlichste Stadt Chinas beherbergt im Zentrum die „Old Kashgar City“, ein sehr gut erhaltenes islamisches Stadtviertel-Labyrinth.

Die Warterei hat nach drei Tagen ein Ende, mit den neuen coolen Kennzeichen können wir endlich wieder Gas geben. Wir befinden uns in der uigurischen autonomen Provinz Xinjiang, einer Region mit sehr vielen Polizeikontrollpunkten. Die landschaftlich durchaus interessanten Fahretappen sind dadurch immer sehr zäh und langwierig.

In Hotan, unserer nächsten Oasenstadt entlang der Seidenstraße, stehen wir direkt am modernen Nachtmarkt. Für wenig Geld kann man sich an den vielen Ständen bei der Mischung orientalischer und asiatischer Leckereien kulinarisch verzaubern lassen. Mit vollen Tellern sitzen wir, Fruchtsaft schlürfend, in der ersten Reihe und lauschen gespannt der uigurisch-chinesischen Gesangsvorführung.

Am nächsten Morgen geht es weiter. Dank des gut ausgebauten chinesischen Straßennetzes fahren wir teilweise auf nagelneuen Autobahnen bequem unseren nächsten Zielen entgegen. Die Infrastruktur ist bereits jetzt erstaunlich, trotzdem wird in Rekordzeit weiter ausgebaut. Viele der neuen Autobahnabschnitte kennen unsere Navigationsgeräte noch nicht. Nur schwer kann man sich heute noch vorstellen, wie aufwändig und mühevoll die Karawanen in Zeiten der alten Seidenstraße durch die karge Landschaft zogen.

Unsere Übernachtung in der Taklamakan-Wüste ist ein absolutes Highlight. Sie ist nach der Sahara die zweitgrößte Sandwüste der Erde. Die großen Jungs spielen mit Auto und Schaufel – wie früher im Sandkasten!

Die hier lebenden Echsen lassen sich dieses Spektakel natürlich auch nicht entgehen.

Rund 85 Prozent der Wüste besteht aus fließenden Sanddünen. In der Abenddämmerung erkunden wir die endlose Sandlandschaft…

Absolutes Kontrastprogramm an unserer nächsten Haltestelle, dem Bosten-See. Er ist der größte chinesische Inland-Süßwassersee. Aufgrund des Fischbestandes ist der See für die Region von hoher Bedeutung. Gestern Wüste, heute gegrillter Fisch, guten Appetit!

In Turpan kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Da hilft nur kühles Bier! Wir befinden uns unweit der Turpan-Senke, deren tiefster Punkt 155 Meter unter dem Meeresspiegel liegt. Damit ist sie, nach dem Gebiet um das Tote Meer und den See Genezareth, eine der tiefsten Senken der Erde. Das Klima in der Region ist extrem arid, windig und heiß. Die höchsten gemessenen Werte betragen für die Bodentemperatur im Sand 82,3 Grad Celsius.

Im schönen Ambiente der klimatisierten Hotellobby lässt sich die Hitze ganz gut ertragen, im anliegenden Schwimmbad funktioniert das Runterkühlen noch besser!

In der Region ist es nicht nur heiß und sandig, sondern wie erwähnt eben auch windig. So sind Sandstürme keine Seltenheit. Wir kriegen das sogar am eigenen Leib, ähhm Auto, zu spüren!

Wir sind in der Stadt Hami, dem Ursprungsgebiet der köstlichen Honigmelonen, welche die Einheimischen „Hamigua“ nennen, was übersetzt „Melonen aus Hami“ bedeutet.

Es gibt wieder Grund zu feiern: Ediths Geburtstag begehen wir im chinatypischen Ambiente an runden Tischen mit drehbarer Glasscheibe in der Mitte. Runde Formen stehen in China für Vereinigung und Harmonie, die wir an diesem Tag auch deutlich spüren.

Gekrönt wird der Abend mit einer uigurischen Tanzeinlage. Wieder ein unvergesslicher Geburtstag unterwegs!

Nach Hami verlassen wir die uigurische Provinz Xinjiang. Unsere Einblicke in die Kultur im Westen Chinas lassen sich kaum in Worte fassen. An die chinesischen Gewohnheiten und Eigenarten gewöhnen wir uns langsam und werden Teil des großen Landes

Voller Vorfreude auf alles, was noch vor uns liegt, geht es weiter in die Provinz Gansu. Wir nähern uns langsam dem westlichen Ende der großen chinesichen Mauer, doch mehr dazu im nächsten Bericht!

Euer Team vor Ort Lukas, Jörn, Su, Max & Andi

 

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