Oman – Überwintern im Orient 2019/20 – Etappe 18

Corona-Maßnahmen in Jordanien: Ein abenteuerliches Tourende

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
liebe Leserinnen und Leser,

immer noch überwältigt von der Ruinenstadt Petra und den Landschaften des Wadi Rum fahren wir weiter nordwärts nach Madaba und weiter zum Toten Meer. Bisher sind wir noch sehr gut durch die Corona-Anfangsphase geschifft, in Amman holen uns die Maßnahmen dann doch ein. Wir wären jedoch nicht AbenteuerOsten, wenn wir unsere Gruppen nicht aus jeder noch so unerwarteten und misslichen Lage manövrieren könnten. Es wird richtig spannend!

Die vorerst letzte Etappe startet mit Kultur: In der etwa 40 Kilometer südlich der jordanischen Hauptstadt Amman gelegenen Stadt Madaba kommen die bibelfesten Reisenden unter uns auf ihre Kosten. Die von den Moabitern gegründete und in der Bibel mehrfach erwähnte Stadt liegt am Fuße des Bergs Nebo, von dem aus der christlichen Überlieferung nach Moses auf das gelobte Land blickte. Hier stehen wir vor der griechisch-orthodoxen St.-Georgs-Kirche, in der sich die berühmte Mosaikkarte von Madaba befindet.

Madaba ist bekannt für seine Kunstmalereien und die in traditionellem Verfahren gefertigten Mosaike. Die Mosaikkarte von Madaba ist die älteste erhaltene Landkarte Palästinas und gleichzeitig das älteste erhaltene Bodenmosaik überhaupt. Die Karte hatte ursprünglich gigantische Ausmaße von 94 Quadratmetern, heute ist davon noch etwa ein Viertel erhalten. Unser Local Guide Fuad erläutert uns im Informationszentrum neben der Kirche zuerst anhand einer verkleinerten Kopie die wichtigsten Punkte, bevor wir in der Kirche das Original anschauen. 

Einen Teil des historischen Stadtzentrums von Madaba stellte das Tourismusministerium 1995 als „Archäologischen Park“ unter besonderen Schutz. Mit der Unterstützung des American Center of Oriental Research und USAID waren im Vorfeld vier Jahre lang Ausgrabungen durchgeführt und das Areal restauriert worden.

Zum archäologischen Park gehören eine römische Straße, Mosaike aus der byzantinischen Epoche und Gebäude aus der osmanischen Zeit. Die Krypta des Heiligen Elianos stammt aus dem 6. Jahrhundert und befindet sich unter den Ruinen der gleichnamigen Kirche.

Auf der höchsten Erhebung Madabas, dem Berg Nebo, befindet sich die Mose-Memorialkirche. Diese wurde auf den Ruinen einer etwa 2.000 Jahre alten Krypta gebaut und erst 1913 fertiggestellt. Die noch sehr junge Kirche beherbergt neben einem Brunnen und einer Schädelreliquie viele weitere, sehr kunstvolle Mosaike.

Nach so viel Kunst, Kultur und Geschichte genehmigen wir uns zum Verarbeiten der in den letzten Tagen gewonnenen Eindrücke von Jordanien eine zweitägige Auszeit am Toten Meer. Dort angekommen laden uns Ernst und Christa zu einem Umtrunk ein. Es gibt Omelette aus Straußeiern und thematisch passend Corona-Bier. Die Schale der Eier ist so hart, dass wir sie mit der Bohrmaschine knacken müssen…

Die Sonne lässt sich durch ein Virus nicht beeindrucken: Sie taucht das Hotel, das Meer und unsere Wohnmobile in ein sanftes, pastellorangenes Abendlicht.

Ein merkwürdiges Gefühl: Die Hotelanlage, zu der unser Stellplatz gehört, ist für alle anderen Touristinnen und Touristen bereits geschlossen. Die ganze Infrastruktur steht uns alleine zur Verfügung. Luxuriös und beklemmend gleichzeitig…

Für solche Motive ist das Tote Meer berühmt: Der Salzgehalt des Meeres, das eigentlich ein See ist, ist so hoch, dass man auf der Oberfläche treiben kann. Hier liest Alex ganz ungestört.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis Corona uns einholt: Angekommen in der jordanischen Hauptstadt Amman geht plötzlich alles Schlag auf Schlag. Unsere geplante Weinprobe mit Abendessen ist abgesagt, der touristische Shuttlebus fährt ebenfalls nicht mehr. Wir fahren mit dem Taxi in die Stadt. An touristischen Highlights bleibt uns nun nur noch das Römische Theater, das wir immerhin von außen betrachten dürfen.

Eine Straße in Amman – noch sind viele Menschen unterwegs.

In Jordanien werden sehr strenge Maßnahmen eingeführt: Es gibt unter anderem eine strikte Ausgangssperre mit Bewegungsverbot. Damit sind wir erstmal im Hotel festgesetzt. In der Quarantäne haben wir gleich zwei Geburtstagskinder: Ruth und Alois laden ein. Durch die Ausgangssperre ist es schwierig überhaupt einzukaufen, geschweige denn an außergewöhnliche Backwaren zu kommen. Dank Fuad und seinen Kollegen unserer Partneragentur kommen wir an diese zwei Geburtstagstorten.

So sitzen wir erstmal im kalten, regnerischen Amman fest. Die Ausgangssperre ist umfassend: Man darf sich auch nicht mehr frei zwischen den Städten bewegen. Kein Zustand, befindet Arthur. Wir schaffen es, eine Sondergenehmigung zu bekommen und dürfen mit unseren Wohnmobilen – begleitet von einer Polizeieskorte – zurück in den Süden nach Aqaba am Roten Meer fahren.

Leider werden die Ausgangssperren weiter verschärft, wir dürfen nicht mehr am Strand stehen und werden wieder im Hotel festgesetzt. Von dort stehen wir in Kontakt mit der Deutschen Botschaft – diese schickt uns zwei Tage später zwei Kleinbusse, die uns nach Amman zurückbringen. Auch hier begleitet uns die Polizei wieder. Unsere Wohnmobile bleiben erst einmal für lange Zeit in Aqaba zurück…

In Amman empfangen uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Deutschen Botschaft in einem schicken Hotel und klären uns über die aktuelle Situation im Lande auf.

Zwei Tage später bringt uns ein Bus zum Flughafen. Mit einem Sonderflug der Lufthansa reisen wir nach München, wo uns Oleg und Kostya empfangen. Ein sehr abenteuerliches und gutes Ende einer beeindruckenden Reise. Wir sind gesund und sicher zurück – Happy End. Nur unsere Wohnmobile müssen es noch in die Heimat schaffen. Darum kümmern wir uns derzeit von Deutschland aus.

Danke an eine tolle Gruppe, die immer zusammengehalten hat, danke an alle Partnerinnen und Partner, danke an die Teams unterwegs und in Deutschland. Wir werden bald wieder zusammen unterwegs sein – ganz sicher!

Arthur & Alexander

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