Oman – Überwintern im Orient 2019/20 – Etappe 17

Jordanien: Wadi Rum und die Felsenstadt Petra

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,
liebe Leserinnen und Leser,

sozusagen in letzter Sekunde schaffen wir es, noch vor dem Coronavirus nach Jordanien einzureisen. Während Saudi-Arabien die ersten Maßnahmen einführt, können wir glücklicherweise im Nachbarland noch die bedeutendsten Sehenswürdigkeiten besichtigen: Die Ruinenstadt Petra und das Wüstental Wadi Rum. 

Der Jordanien-Teil unserer Tour beginnt mit einem anstrengenden Einreisetag. Hinter der saudischen Grenze ist erst einmal Schluss: Sars-CoV-2 hat mittlerweile Saudi-Arabien erreicht und Jordanien die Grenze für von dort einreisende Touristinnen und Touristen geschlossen. Worst Case-Szenario! Dank unseres ausgezeichneten Netzwerks bekommen wir aber nach mehreren Stunden die rettende Einreisegenehmigung.

Auf der anderen Seite des Grenzübergangs werden wir von der Polizei in Empfang genommen, die uns in Kolonne fahrend zu unserem Stellplatz für die erste Übernachtung eskortiert. So kommen wir am späten Abend am Roten Meer an. Dort rufen wir direkt eine kurze Versammlung mit allen Beteiligten ein und lernen Fuad kennen, der uns auf unserer Reise durch Jordanien begleiten und seine Kenntnisse über Land und Leute mit uns teilen wird. Nach diesen einleitenden Informationen zu unserem neuen Aufenthalts- und Reiseland wartet Alex mit einer großen Flasche Wodka auf – eisgekühlt. Den genehmigen wir uns gerne nach diesem anstrengenden Tag – auf eine gute gemeinsame Zeit in Jordanien!

Nach der ersten Übernachtung in Jordanien, direkt am Roten Meer, stehen Erholung und eine Bootsfahrt auf dem Programm. Allen steckt der vorige Tag noch in den Knochen und so freuen wir uns über diesen entspannten Tagesplan und genießen die leichte Brise auf dem offenen Wasser. Es ist angenehm warm und der Himmel spannt sich hellblau über uns. Fuad ist mit an Bord und so erfahren wir unterwegs von ihm Wissenswertes über die Küstenregion, die vor unseren Augen in einigen Metern Entfernung am Ufer vorbeizieht.

Auch vom Boot aus betrachtet ist die für die Gegend typische rötliche Färbung des Bodens gut zu sehen: Sie ist auf die in der Region sehr reichen Vorkommen von rotem Sandstein zurückzuführen. Mittags gibt es Gegrilltes vom Buffet und wir stärken uns reichlich für die kommende Fahrt nach Norden. Das Wetter spielt gut mit und einige aus der Gruppe nutzen die Gelegenheit, um im Meer zu schwimmen oder zu schnorcheln. Ein erholsamer Tag, bevor wir zu unserem ersten touristischen Etappenziel in Jordanien aufbrechen: Wadi Rum, das größte Tal dieser Art im ganzen Land.

Das aus dem Arabischen stammende Wort Wadi bezeichnet ein Tal oder einen (ausgetrockneten) Flusslauf, Rum kommt geht auf das Aramäische zurück und heißt so viel wie ‚erhöht‘. Das von uns angesteuerte Wadi Rum wird auch „Tal des Mondes“ genannt. Es ist das größte Wüstental dieser Art in Jordanien. Das ausgetrocknete Flussbett ist zu beiden Seiten von canyonartigen, zerklüfteten Sandstein- und Granitfelsformationen eingefasst und erstreckt sich auf einer Länge von 100 Kilometern durch die Wüste.

An einigen Stellen weitet sich das ehemalige Flussbett auf bis zu 60 Kilometer Breite aus, andere Passagen sind so eng und felszerklüftet, dass sie unpassierbar sind.  Auf einigen der spektakulären Felsformationen sind prähistorische Felszeichnungen erhalten. Wir sind gespannt auf diese faszinierende Felslandschaft, in der wir die nächsten Tage von Süden nach Norden unterwegs sein werden. Die Wohnmobile parken wir für die Tagesetappen am Rand und steigen auf einen Geländewagen um, der uns in das Tal bringt. Durch manche Pässe kommen wir aber auch mit Jeep nicht durch, da wären wir mit einem wendigen Kamel oder Esel besser dran.

Das Wadi Rum wird mit seinen 740 Quadratkilometern seit 2011 von der UNESCO als Weltnaturerbe geführt. Fuad zeigt uns einige der spektakulären Petroglyphen, die in den Felsen gemeißelt und bis heute erhalten sind. Das Gebiet ist wegen des ursprünglichen Wasserreichtums schon seit prätorischer Zeit besiedelt, im Laufe der Jahrtausende hinterließen die Bewohnerinnen und Bewohner nachhaltige Spuren in Form dieser Felszeichnungen oder ganzer in den Stein gehauener Tempel.

In der Antike war dieses Wadi eine wichtige Handelsroute. Noch heute leben mehrere Hundert Beduininnen und Beduinen in dem Gebiet, einige in befestigten Häusern, andere in Zelten. Nach einer Nacht in der jordanischen Wüste glaubt man nirgendwo anders mehr schlafen zu können, so vollkommen ist die Stille des Wadi Rum.

Wir stehen früh auf und setzen unseren Weg nach Norden fort. Unterwegs halten wir an, um in einer marsianisch anmutenden Landschaft buchstäblich zu „landen“. Einigen mag die Landschaft gerade deshalb bekannt vorkommen: Sie diente als Kulisse für mehrere Unterhaltungsfilme, die auf dem Mars oder einem anderen Planeten spielen, zuletzt auch für einen Star Wars-Kinofilm. Wir sind aber noch auf der Erde, so viel steht fest, und das frühe Aufstehen hat sich gelohnt: Wir haben eine ausgezeichnete Sicht auf einen der spektakulären Sonnenaufgänge, für die diese Wüstengegend so berühmt ist.

Die nächste Nacht ist wieder sternenklar. Wahrscheinlich sind alle in der Gruppe am Vorabend beim Sternezählen eingeschlafen. Am Morgen brechen wir auf in Richtung Petra, der nächsten Attraktion in der jordanischen Wüste und eine der berühmtesten Sehenswürdigkeiten des Nahen Ostens.

Das Touristikministerium hat uns für diese Etappe einen berittenen Polizisten zur Seite gestellt, der uns bis zu der berühmten antiken Ruinenstadt begleitet. Seine Anwesenheit hat nichts mit der Sicherheitslage in der Region zu tun, sondern mit dem Coronavirus-Ausbruch. In Jordanien werden Polizei und Militär dafür eingesetzt, um die im Vergleich zu anderen Staaten in der Region sehr drastischen Kontakt- und Bewegungseinschränkungen zu überwachen. So wurde Mohammed der Polizist zu unserem Begleiter – ein sehr angenehmer und freundlicher Weggefährte.

An der Ruinenstadt Petra angekommen pfeift uns bereits ein starker Wind um die Ohren. Wir starten die Führung durch eine Schlucht, die der einzige Zugang zu der in den Granit- und Sandsteinfelsen versteckten, antiken Felsenstadt ist. An manchen Stellen sind die etwa 70 Meter hohen Felswände rechts und links nur mehr zwei Meter voneinander entfernt.

Leider wird der Wind so stark, dass wir abbrechen müssen, als wir gerade in Sichtweite des berühmten Königgrabes sind. So kriechen wir vor den Toren der Felsenstadt in unsere Womos, voller Hoffnung auf besseres Wetter am nächsten Tag. Schade, aber wir sind schon jetzt schwer beeindruckt von dem Anblick der in die Felsen gehauenen Stadt.

Am nächsten Tag haben wir Glück: Das Wetter in Petra ist wieder gastfreundlich und wir dürfen die Tickets vom Vortag sogar noch einmal verwenden, um die Anlage zu betreten.

Wir können Lawrence von Arabien gut verstehen, der die Ruinenstadt als den „herrlichsten Ort der Welt“ bezeichnet hat. Petra ist definitiv einer der Höhepunkte unserer Winterreise im Orient. Beeindruckend sind neben den unermesslichen Dimensionen der Grabmäler und Tempel, die direkt aus dem rosaroten Fels gemeißelt wurden, auch die vielen verschiedenen antiken Baustile und ihr schieres Alter.

Man schätzt, dass bisher erst zwanzig Prozent der Stadt, die ihre Blütezeit als Handelszentrum an der sogenannten Weihrauchstraße und Hauptstadt des Nabatäerreichs in vorchristlicher Zeit erlebt hat, überhaupt ausgegraben wurden.

Die in Stein gemeißelte Architektur, das unfassbare Alter und die Beständigkeit dieser Stadt hinterlassen einen nachhaltigen Eindruck bei uns.

In den darauffolgenden Tagen fahren wir von Petra aus weiter gen Norden und erkunden den westlichen Teil Jordaniens, der an das Tote Meer angrenzt. Dort holt uns die Corona-Thematik endgültig ein: Seid gespannt auf ein sehr ungewöhnliches, besonders abenteuerliches vorläufiges Tourende.

Bis zur Abschlussreportage!
Eure Jordanien-Abenteurer Arthur & Alexander

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