Liebe Leserinnen und Leser,
nun ist er gekommen, der Tag des Abschiednehmens, der Tag unseres Farewell Dinners und der Tag meiner Abrechnung mit den Tourteilnehmern. Aber alles der Reihe nach.
Zunächst haben wir Lemberg zu Fuß erobert, dann sind wir ins Waldrestaurant 10 Kilometer vor den Toren von Lemberg gefahren. Dazu haben wir uns zwei Linienbüsschen, zwei sogenannte “Marschroutkas” besorgt, um mit uns insgesamt 38 Personen ins Restaurant zu fahren. Der Tisch war reichlich gedeckt, bald trat Dima, ein hervorragender Banduraspieler auf und verzauberte uns mit seinem Gesang und seinem virtuosen Banduraspiel. Wodka und Bier gibts heute auf Rechnung von Seabridge, dazu mehrere Gänge echt ukrainischen Essens. Und Reden werden geschwungen, jede Menge Dank. Ich erhalte von den Tourteilnehmern für meine Arbeit innerhalb der letzten 40 Tage den “Super-Award”. Von jedem Team gibt es zudem eine Flasche Krimsekt für meinen Job. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper und der Kamm fängt leicht zu schwellen an.
Doch bevor ich vollends zum Federvieh mutiere, gehe ich zur Einzelkritik über. Jedes Team bekommt sein Fett weg, jedem muss einmal gesagt werden, was ich von ihnen nach fast 40 Tagen halte. Es fällt mir nicht schwer, die Kritik so ausfallen zu lassen, dass auch unserer Gruppe der Kamm schwillt. Es war und ist eine tolle Gruppe, sie haben mir oft geholfen, die schwierigen Situationen zu meistern. Sie haben sich als belastungsstark erwiesen. Und sie haben mit meinem Humor gut leben können. Alles in allem haben auch sie einen Award verdient. An dieser Stelle Dank für alles! Ihr (A)ward auch super!
Gegen Mitternacht machen wir uns wieder auf den Weg zum Standplatz am anderen Ende der Stadt. Die erste Marschroutka ist gekommen, aber die zweite läßt uns offensichtlich im Stich. Bei milden Mitternachtstemperaturen und Vollmond laufen wir zur Straße vor und erwischen nach 10 Minuten eine zufällig vorbeifahrende Marschroutka. Mit Mühe gelingt es uns, den Fahrer zum Anhalten zu bewegen. Ein völlig übermüdeter Kerl hängt da am Steuer. Wir überreden ihn, uns trotzdem zum Stellplatz zu fahren. Oleg und ich halten ihn wach, die anderen schmettern lauthals jede Menge Lieder, die Luft brennt, die Stimmung unschlagbar – bei dem Lärm kann der Kerl einfach nicht einschlafen. Unterwegs geht ihm das Gas aus – der Bus muss betankt werden und dazu müssen alle aussteigen.
Wieder draußen warten und hoffen, dass der Fahrer noch Lust hat uns wieder aufzunehmen. Er tut’s und ich sitze neben ihm, stets eingreifbereit, falls er nun doch einschläft. Wir schaffen es schließlich um ein Uhr zum Campinglatz und entlöhnen den Fahrer so gut, dass er vor Freude auch auf dem Rückweg nicht einschlafen wird. Happy Birthday singen wir nun, Edeltraut hat Geburtstag und diesen bereits in der ersten Marschroutka gefeiert. Es wird ihr unvergesslich bleiben. Wir sind wie Slawen geworden, feiern die Feste, wie sie fallen. Den nächsten Tag benötigen wir, um uns von der Feier zu erholen und uns auf den Grenzübertritt vorzubereiten.
Die Ausreise aus der Ukraine verläuft problemlos, in zwei Stunden sind wir über der Grenze. Am Nachmittag stehen wir alle auf dem Campingplatz Smok in Krakau, unser gemeinsames großes Abenteuer nimmt hier sein Ende. Es war eine ganz, ganz tolle Reise und dürfte uns allen Appetit auf mehr gemacht haben. Der Osten ist mehr als nur eine Reise wert, oder?
Ein herzliches Willkommen auch an die zweite Gruppe, die mittlerweile auch in Krakau steht. Die haben es doch tatsächlich geschafft, bei den ersten beiden Grenzübertritten immer viel schneller als wir zu sein und sich so eine Extranacht in St. Petersburg und in Jalta zu sichern. Kompliment!
Schönes Ambiente fürs Farewell Dinner in der Ukraine.
Euer Kostya