Die ersten Tage in Russland

Liebe Leserinnen und Leser, 

in den letzten Wochen war alles so vollgepackt mit Terminen und Aufgaben, dass ich es nicht mehr geschafft habe, etwas über die anstehende Reise mit 19 deutschen Reisemobilen zu schreiben. Ich bitte um Verständnis.

In der Frühe des zweiten Augusts starteten wir gemeinsam zur russichen Grenze. Wir benötigten insgesamt 11 Stunden, um von Estland ins “Putinsche” Russland zu gelangen. Aber das ist noch gar nichts im Vergleich zu den LKW, die hier sieben (!) Tage in der Zollabfertigung stehen. 

Die Pneus unserer Wohnmobile rollten zu spät über den holprigen Asphalt der M11, um schließlich noch vor Einbruch der Dunkelheit St. Petersburg zu erreichen. So wichen wir auf einen bewachten, umzäunten LKW-Parkplatz aus. Am nächsten Tag erreichten wir gegen 11 Uhr unseren St. Petersburger Standplatz, eine Art Campingplatz im Südwesten der 4,5 Millionenmetropole. Etwas Gras, Asphalt, eine echt coole Sommerdusche und gegenüber eine Werkstatt, die bereits meinen Wohnanhänger und die Trittstufe eines unserer Reisemobile gerichtet hat. 

Ja, ich habe einen Wohnwagen an meinem neuen Ford-Pössl-Reisemobil, damit das uns begleitende Team auch gut schlafen kann. Als Begleitung fahren Andrej und Sergej mit, zwei Petersburger Studenten, die für alle technischen Fragen vom Rechner bis zum Reifen zuständig. Außerdem an Board sind Natalia und Oleg, zwei Lemberger Stundeten, die fürs direkte Wohl unserer Teilnehmer (Übersetzung, Exkursionsbegleitung, besondere Vorkommnisse) da sind.

Apropos Vorkommnisse – stellen Sie sich bitte Folgendes vor: Sie stehen nachts auf Ihrem schicken russischen Campingplatz, wollen gegen 23:30 Uhr gerade zu Bett gehen oder sind bereits in den Federn, da rollen mehrere Tieflader mit Baggern, Plattformen und anderem schweren Gerät auf den Platz, wenige Meter von Ihrem Reisemobil entfernt. Mehrere Maenner beginnen nun lautstark, das Gerät zu entladen. Da werden schwere Rampen über die Plattform gezogen und fallen laut krachend auf den Boden. Bagger und andere Fahrzeuge rollen herunter, werden manchmal von einem Sattelzug auf den nächsten gestellt.

Seilrollen quietschen, Kräne knarren, Männer schreien Kommandos in die schwarze Nacht. So erging es uns. Das ganze Spektakel dauerte bis 1:30 Uhr – es war spannender als jeder Western. So etwas bekommt man eben nicht auf dem normalen Campingplatz in der EU geboten. Der Hintergrund? Das technische Gerät kam aus dem Zoll, wo es bereits fünf Wochen stand, und musste von der Straße. So einfach ist das… Am nächsten Tag entschuldigte sich Sergej, der Campingplatzbesitzer, und stellte uns zwei Kisten leckere Kirschen hin. 

Andrey und Sergej (unser Technikerteam) machten uns russische Handys klar, heute ist das Roaming freigeschaltet worden. Sie können nun Ihre Angehörigen vom deutschen Festnetz erreichen. Der Anruf aus Deutschland kostet pro Minute nur wenige Cent und uns hier gar nichts. Gut, oder?

In den letzten zwei Tagen haben wir St. Petersburg besichtigt, waren auf dem Newski-Prospekt, in der Ermitage und der Sommerresidenz des Zaren Peters des Großen. Heute sind wir individuell unterwegs, morgen geht es weiter ins Bernsteinzimmer und dann Richtung Weliki Nowgorod, welches wir am Abend erreichen sollten. 

Liebe Grüße 
Kostya