Von schwarzen Seen und versteckten Klöster

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

wir sind wirklich auf einer Pioniertour. Überall auf den Stationen unserer Reise sind wir noch neu, werden aber sehr herzlich und freundlich begrüßt. Überall freuen sich die Menschen, dass wir uns aufgemacht haben, um ihr schönes Land zu erkunden.

Der letzte Abend an der Bucht von Kotor endet für uns mit einem wunderbaren SeaBrigde-Essen direkt am Meer. Am nächsten Morgen geht unsere Reise weiter, auch wenn es uns schwerfällt diesen besonderen Ort zu verlassen.

Dieses Mal geht es in die Berge. Schon die Fahrt zum Durmitor Nationalpark ist sehr abwechslungsreich, es geht über Pässe, an Seen vorbei immer in Richtung dieser „gefalteten“ Steine.

Im Nationalpark angekommen werden wir von gastfreundlichen Menschen mit lokalen Köstlichkeiten sehr herzlich und warm begrüßt. Minas, der Herr des Hauses, spricht Deutsch und bietet uns sofort an, uns am nächsten Tag den schwarzen See zu zeigen.

Die Wanderung um den schwarzen See ist sehr abwechslungsreich und informativ, weil Minas uns viel aus seiner Heimat und seiner Vergangenheit erzählt. Wir sehen alte Weißtannen, Enziane, zutrauliche Eichelhäher und Flechten so lang wie Bärte.

Nun verstehen wir auch, warum die Seen „schwarze Seen“ genannt werden. Die dunklen Tannen spiegeln sich im Wasser und aus bestimmten Blickwinkeln erinnert dann das Wasser an ein tiefes Schwarz, in dem sich die Landschaft spiegelt. Und wieder fällt es uns schwer einen so wunderbaren Ort zu verlassen. Wir können gut verstehen, warum diese besondere Gegend als Nationalpark geschützt wird.

Weiter geht es in Richtung der nahegelegenen Tara Schlucht. Einige von uns durchqueren auf dem Weg dorthin eine Hochebene, auf der sie erneut „Steccis“ (besondere mittelalterliche Grabsteine) entdecken. Dort auf der Hochebene herrscht eine ganz besondere Stimmung, die auf Fotos schwer einzufangen ist.

Anschließend durchfahren wir einen Teil der Tara Schlucht, die zu den tiefsten und längsten  Europas gehört. Leider spielt uns das Wetter einen Streich und ab der Mitte der Schlucht hängen die Wolken so tief, dass wir sie kaum noch erkennen können. Bisher hatten wir aber so Glück mit dem Wetter, dass wir es nehmen, wie es ist. Dafür machen wir es uns auf einem Campingplatz am Ende der Tara Schlucht gemütlich.

Übrigens war auch der Grenzübergang nach Serbien wieder mal kein Problem – nur einige von unseren Wohnmobilen wurden von innen betrachtet. Wir hatten das Gefühl, dass das Grenzpersonal auch mehr an der Inneneinrichtung als an irgendwelchen Mitbringseln interessiert war. Nach ein paar anerkennenden Blicken konnten alle von uns weiterfahren.

Unser Ziel an diesem Tag ist der Uvac Canyon. Abseits der Straße liegt – oberhalb vom Einlauf des Uvac Flusses in den Canyon – ein Restaurant, von dem man einen herrlichen Blick in den Nationalpark hat. Wir sind begeistert, auch wenn wir uns an die kühleren Temperaturen hier oben erst gewöhnen müssen. Im Restaurant werden wir von einem sehr freundlichen Wirt zu einem SeaBridge-Essen der besonderen Art eingeladen.

Nach einer kalten Nacht treffen wir uns zu einer Jeep Fahrt.  Wir fahren zu einem Aussichtspunkt über der Schlucht. Gespannt waren wir alle, aber dass die Aussicht so umwerfend sein würde, damit haben wir nicht gerechnet! Der Fluss mäandert in schmalen Kehren und unter uns fliegen die Geier majestätische Kurven.

Einige von uns sind so begeistert, dass sie nach der Jeep Tour noch einmal zu dem Aussichtspunkt wandern und den beginnenden Herbst bestaunen. Es ist einfach wunderbar hier. Abends wird es schnell kalt und so verziehen wir uns in unsere warmen Wohnmobile. Gut, dass es Heizungen gibt.

Am nächsten Morgen erwartet uns wieder ein neues Schauspiel: Raureif. Hier können wir schon den Herbst erahnen. Wir fahren weiter nach Kremna, einem Ort, von dem wir alle noch nie gehört haben. Auf dem dortigen Campingplatz können wir nach zwei Wochen mal wieder Wäsche waschen und uns ein bisschen ausruhen. Ausgeschlafen werden wir am nächsten Morgen von einem Bus abgeholt, um nach Mokra Gora zu fahren.

In Mokra Gora gibt es neben vielen Holzhäusern auch einen alten Bahnhof, der für eine Teilstrecke des Orientexpresses von Belgrad nach Dubrovnik gebaut wurde. Wir erfahren, dass man vor hundert Jahren noch zweieinhalb Tage für diese Bahnfahrt benötigte. Die ganze Strecke gibt es nicht mehr, doch hier in Mokra Gora wurde ein Teilstück der sogenannten „Šarganer Achter“ als Museumsbahn wieder instandgesetzt.

Wir fahren durch viele Tunnel und sehen ein Kloster und museale Holzhäuser von oben. Nach einer Weile merken wir, dass wir immer wieder das gleiche Kloster und die gleichen Häuser nur aus einer anderen Perspektive sehen. 

Jetzt verstehen wir auch, warum das Teilstück „Šarganer Achter“ genannt wird. In immer neuen Kurven schlängelt sich der Zug an den Hängen bergauf und überwindet in einer Stunde ungefähr 240 Höhenmeter. Wir sind beindruckt von dieser Ingenieursleistung.

Doch bei Mokra Gora wartet noch eine andere Attraktion auf uns: das Küstendorf. Der bekannte Filmregisseur Emir Kusturica hat das Dorf in traditioneller Bauweise unter dem Namen Küstendorf oder auch Etno selo aufgebaut. Es diente als Kulisse für seinen Film „Das Leben ist ein Wunder“. Heute findet hier jedes Jahr im Januar ein Musik- und Filmfestival statt. Uns lädt das Dorf zum Verweilen, Kaffeetrinken und Fotografieren ein.

Nach einer Nacht auf einem öffentlichen Parkplatz werden wir von freundlichen Guides abgeholt, die uns zu zwei Klöstern der Ovčar Schlucht begleiten. Sie erzählen uns, dass es in der Schlucht zehn Klöster gibt, die teilweise versteckt und schwer zu erreichen sind. Diese Klöster sind in der osmanischen Zeit errichtet worden. Durch die Unzugänglichkeit des Tals konnten Christen hier abseits der türkischen Armee ihren Glauben weiter ausleben.

Uns beeindrucken die sehr detailreichen Malereien der Heiligen. In dem zweiten Kloster bekommen wir klares Wasser mit lokalen Süßigkeiten zur Erfrischung angeboten.

Beseelt und erfrischt entführen uns die Guides in die Höhe. Sie bringen uns über schmale Straßen und durch alte Bahntunnel in die Nähe des 885 m hohen Berges Kablar über der engsten Stelle der Schlucht. Die letzten 800 m geht es zu Fuß steil bergauf. Mit Geduld und Ruhe schaffen wir den Aufstieg und werden mit einem grandiosen Ausblick auf den mäandernden Ovčar-Fluss belohnt.

Von hier oben können wir auch einige der versteckten Klöster sehen. Schwarze Raben umkreisen uns und wieder einmal können wir nur staunen! Unsere Zeit in Serbien neigt sich schon dem Ende zu. Am nächsten Morgen ziehen wir weiter in Richtung Süden. Wir umfahren den Kosovo, sind aber schon ganz gespannt, was das nächste Land wieder Neues für uns bereithält.

Sowohl Montenegro als auch Serbien haben uns jeden Tag mit der Vielseitigkeit ihrer Geschichte, Natur und Menschen überrascht. Wir verstehen, dass es nicht „den Balkan“ gibt. Die Menschen, die uns begegnen, sind sehr freundlich und auch sehr stolz auf ihr Land. Sie möchten uns zeigen, dass es sich lohnt, sie zu besuchen. Sie freuen sich, dass wir uns von Deutschland und der Schweiz aufgemacht haben und uns wirklich für ihr Land und die Menschen, die hier wohnen interessieren.

Weitere Länder des Balkans warten auf uns und wir lassen uns gerne von ihnen rufen.

Bis bald!

Euer Reiseteam vor Ort