Berlin-Peking 2019 – Etappe 6

Die Schätze der Gansu-Provinz – Stellplatz direkt an der chinesischen Mauer

Liebe Reisefreundinnen und Reisefreunde,

schön, dass ihr wieder dabei seid! Seit unserem letzten Bericht haben wir das bunte Uigurien verlassen und fahren in die Gansu-Provinz ein. Wir erleben Dunhuang, eine alte Oasenstadt auf der Seidenstraße mit dem UNESCO-Weltkulturerbe Mogao-Grotten und die singenden Sanddünen Mingsha Shan. Wir besuchen Jiayuguan, das Westende der Chinesischen Mauer und die Stadt Zhangye mit dem größten liegenden Buddha Chinas. Kurzum: Die Gansu-Provinz empfängt uns mit offenen Armen und offenbart uns ihre wunderbaren Schätze.

Früh verlassen wir Hami und erreichen Dunhuang bereits am Nachmittag. Es ist ein besonders milder Tag für die normalerweise glühend heiße Stadt. Wir genießen den blauen Himmel und viel Sonnenschein. Nicht nur wir haben nach der Ankunft eine Erholung in dieser Oasenstadt verdient, unsere Fahrzeuge auch. Einige nutzen den freien Abend ihre staubigen Womos professionell von innen und außen reinigen zu lassen. Langsam schleicht sich die Nacht ein, und wir freuen uns auf den morgigen Ausflug in die Mogao-Grotten.

Die Mogao-Grotten bestehen aus mehreren hundert Höhlentempeln, die buddhistische Mönche zwischen dem vierten und dem 12. Jahrhundert in Sandsteinfelsen gehauen haben. 492 dieser Höhlen sind bis heute noch gut erhalten. Ein englischsprachiger Guide führt uns in kleinen Gruppe durch mehrere dieser Höhlen. Die imposanten Wandmalereien und buddhistischen Statuen lassen die Zeit für einen Moment stillstehen. Für eine kurze Zeit tauchen wir in die unterschiedlichen Zeitalter ein und erleben den Buddhismus und seine Bedeutung auf einer wahren Sinnesreise.

Am Abend warten die legendären Sanddünen Mingsha Shan auf uns. Sie erzeugen einen singenden oder trommelnden Klang, wenn der Wind über sie hinweg weht.

Die Spitze der höchsten Düne liegt bei über 1.700 Metern.

Zum besten Aussichtspunkt auf der Spitze einer Düne schaffen wir es rechtzeitig vor Sonnenuntergang. Wir freuen uns über die strahlende Sonne, den warmen Sand und die interessanten Menschen auf dieser Reise.  

Natürlich endet der Tag nicht mit dem feuerroten Sonnenuntergang. Wir heißen die warme Sommernacht in dieser lebendigen Stadt auf dem berühmten Nachtmarkt von Dunhuang willkommen.

Zurück in der Stadt mischen wir uns unters Volk und genießen das lebhafte Nachtleben. Mit traditionellen Speisen am Straßenrand und Souvenirständen mit chinesischer Handwerkskunst lassen wir diesen Abend gemütlich ausklingen. Mit schönen Erinnerungen verlassen wir Dunhuang in Richtung Jiayuguan und freuen uns darauf, das westliche Ende der Chinesischen Mauer zu erklimmen.

Nach einem kleinen Besuch des Forts von Jiayuguan aus der frühen Ming-Dynastie freuen wir uns auf unseren Stellplatz für diese Nacht.

Er soll an der Großen Mauer liegen, und natürlich bringen wir auch dementsprechend hohe Erwartungen mit. Und siehe da: Sie werden sogar noch übertroffen! Wir stehen wirklich direkt an der Chinesischen Mauer und haben eine perfekte Aussicht auf den Turm an deren Westende.

Nach einem kleinen Gruppenmeeting sitzen wir alle zusammen und genießen selbstgekochte Gerichte bei Sonnenuntergang und mit Blick auf die in warmes Licht getauchte Mauer.

Die Nacht schleicht sich ein und unter dem klaren Sternenhimmel schlafen wir tief und ruhig. Es war ein ereignisreicher Tag und wir bereiten uns auf den morgigen Aufstieg auf die Mauer vor.

Wir können wir es einfach nicht mehr erwarten und versammeln uns schon vor der offiziellen Öffnungszeit vor dem Eingang. Die Tickets haben wir schon. Nach kurzen Verhandlungen lässt uns der Wächter sogar früher hinein! Die Mauer schmiegt sich an die Silhouette der bergigen Landschaft. Schritt für Schritt und Stufe für Stufe erreichen wir die Spitze. Es ist anstrengend, aber für diese Aussicht hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Es ist ein einzigartiges Erlebnis die hängende Mauer „vor der Haustür“ zu haben. 

Auf dem Weg nach Zhangye machen wir einen kleinen Halt am Danxia-Nationalpark. Die unterschiedlichen Gebirgsformen und Nuancen entstanden durch verschiedenartige Mineralien im Gestein und deren Erosion seit etwa zwei Millionen Jahren. Auf den unterschiedlichen Aussichtsplattformen können wir die fantastischen Gebirgsformationen beobachten, jede von unterschiedlicher Form und Farbe. Wir sind begeistert von der Kunst, die die Natur im Laufe der Zeit kreieren kann!

In Zhangye angekommen, liegt unser Campingplatz nördlich der Stadt am Rande des Zhangye National Park. Jedes Fahrzeug erhält seinen eigenen Parkplatz mit Strom- und Wasseranschlussmöglichkeit. Der Campingplatz ist sehr modern aufgestellt und bietet neben den normalen Camping-Aktivitäten zusätzlich Heißluftballonfahrten, Schießen, Klettern und vieles mehr an. Der Platz ist liebevoll gestaltet und wir werden vom Chef mit einem leckeren Abendessen und einem anschließenden Event herzlich in Empfang genommen.

Festlich gekleidete Models betreten die Bühne und führen uns eine Auswahl traditioneller chinesischer Kleider (Qipao) vor, die eine lokale Designerin entworfen hat. Die Frauen bewegen sich elegant und posieren mit viel Charme und Selbstbewusstsein. Es ist ihnen gelungen, uns die chinesische Kultur wieder ein bisschen näher zu bringen.

Den nächsten Tag verbringen wir in Zhangye und gönnen uns am Vormittag ein wenig Freiraum. Entspannung ist angesagt: Bei einem kleinen Spaziergang durch die Stadt, bei Aktivitäten auf dem Campinggelände oder auch einfach bei einem duftenden Kaffee im Womo Reisetagebuch schreiben. Am Nachmittag besuchen wir den größten liegenden Buddha Chinas im großen Tempel von Zhangye. Die Fassade des Haupttempels wurde in seinem ursprünglichen Zustand gelassen: Die verblassten Farben übermitteln uns dadurch ein viel intensiveres Gefühl von Zeit. Wir stellen uns vor, wie elegant es bei seiner Fertigstellung gewesen sein musste. 

Am Abend gibt es ein kurzes Meeting über den morgigen Tag, gefolgt von einem kleinen Highlight. Yongzhi und Kostya eröffnen eine kleine Session, in der sie uns die Geschichte der Seidenstraße erzählen. Einerseits wie die Seidenstraße entstanden ist und andererseits was man unter dem neue Seidenstraßenprojekt versteht. Es ist schön nach den vielen Eindrücken und Erlebnissen dieser Reise viele Antworten auf offene Fragen zu bekommen. Yongzhi und Kostya in Kombination ist wirklich geballtes Wissen pur. Danke für die äußerst informativen und lebendigen Geschichten!

Die Gansu-Provinz ist voll von Überraschungen und Schätzen – man muss nur genau hinschauen. Die Städte und Sehenswürdigkeiten sind meist sehr natürlich gehalten und beeindrucken durch ihren ursprünglichen Charme. Morgen geht es bergaufwärts, und wir werden die Provinz Gansu erst einmal für die Provinzhauptstadt von Qinghai, Xining verlassen. Obwohl die Region sehr weit nördlich von Zentral-Tibet liegt, findet man hier viele tibetische Einflüsse. Ihr fragt euch warum? Das decken wir bald auf und halten euch natürlich auf dem Laufenden. Macht’s gut bis dahin und wir sehen uns wieder bei unserem nächsten Abenteuer.

Euer Team vor Ort,

Yongzhi, Jun, Nelly, Volker, Fandi, und Oleg

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