Australien auf dem Landweg 2019 – Etappe 3

Tradition zwischen Morgen- und Abendland

Liebe Mitleserinnen und Mitleser,

wir fahren weiter entlang einer der ältesten Handelsrouten der Welt. Unser nächstes Ziel ist Buchara! Die erste Karawane, gut beladen mit Seide, soll bereits um das Jahr Einhundert vor Christus von China genau hier über Usbekistan in Richtung Mittelmeer gezogen sein. Kaum zu glauben, dass wir uns im einstigen Zentrum der Welt befinden!

Unser erstes Besichtigungsziel ist das Samaniden-Mausoleum. Es war lange Zeit unter mehreren Sandschichten begraben und überstand so auch den Mongolensturm Dschingis Khans. Heute ist es das älteste erhaltene Zeugnis islamischer Architektur in Zentralasien. Wir umrunden das Bauwerk dreimal gegen den Uhrzeigersinn – das soll Glück bringen.

Zu Fuß gehen wir weiter zum historischen Stadtkern. Vor der Miri Arab-Medrese gönnen wir uns eine kurze Verschnaufpause im Schatten, damit wir die Eindrücke auf uns wirken lassen können.

Im gleichen Moment läuft eine Delegation aus der Islamschule an uns vorbei – wir vermuten Besuch eines schiitischen Oberhaupts.

Das Chor Minor-Torhaus finden wir versteckt in einer Wohnsiedlung Bucharas. Es hat vier Minarette – deshalb trägt es den Namen „Chor“ (vier) „Minor“ (Minarett).

Zum Abschluss des Tages genießen wir eine extravagante Modenschau – ein echter Hingucker. Der feine Zwirn aus Seide kann im Anschluss erworben werden. Die Seidenherstellung im Land befindet sich derzeit im Aufschwung. Das Handwerk selbst hat Usbekistan allerdings schon lange in der ganzen Welt zu Bekanntheit verholfen.

Wir setzen unsere Fahrt in Richtung Samarkand fort. Das usbekische Straßennetz ist gut in Schuss. Die grundsätzliche Regel beim Lastentransport in Zentralasien scheint zu lauten – je besser die Straßen, desto mehr kann aufgeladen werden.

Nach unserer Ankunft in Samarkand geht es per Taxi zur Abendexkursion auf dem Registanplatz. Wir wundern uns: Warum sind hier so viele Menschen?

Das Umrunden des Samaniden-Mausoleums hat sich bereits ausgezahlt: Wir werden Zeuge einer atemberaubenden Lasershow. Sie wurde im Jahr 2016 von einer deutschen Firma installiert, ist aber mittlerweile privatisiert und ein seltenes Ereignis. Ein echter Gänsehautmoment…

Am nächsten Morgen geht es direkt weiter. Samarkand, „die steinerne Stadt“, ist eine der geschichtsträchtigsten Städte der Welt. Mit etwa 2.750 Jahren ist sie so alt wie Rom, Athen und Babylon!

Die Verzierungen auf der Schirdor-Medrese sind ungewöhnlich: Über dem Torbogen sind zwei Tiger abgebildet – obwohl in der islamischen Welt figürliche Darstellungen verboten sind. In der Bauzeit dieser religiösen Lernanstalt galt diese Regel also vermutlich noch nicht…

Wir posieren für ein Foto am Registanplatz, was soviel bedeutet wie „sandiger Platz“. Wir versuchen uns vorzustellen, wie es hier wohl früher ausgesehen hat…

Der Innenraum der Tillya Kari-Moschee: Beim Betreten verschlägt es uns fast die Sprache…

Die Kuppeln sind nach iranischem Vorbild konstruiert. Sie wurden von den Sassaniden für Paläste und Feuertempel und in der islamischen Zeit für Moscheen, Gräber und sonstige Kultbauten verwendet, die wir hier in Usbekistan vielerorts bestaunen können.

Anschließend laufen wir zum Siyob-Basar, einem der größten und vielfältigsten Märkte Usbekistans. Anlässlich des Besuchs des ehemaligen russischen Präsidenten Medwedew wurde hier fleißig restauriert und deshalb zählt der Markt auch zu den aufgeräumtesten in Zentralasien. Es gibt hier so ziemlich alles, was das Wohnmobilisten-Herz begehrt.

„Die Perle des Orients“ war während der Timuriden-Herrschaft Hauptstadt. Es liegt also nahe, dass Amir Temur hier begraben liegt. Im Jahre 1941 wurden alle Sarkopharge geöffnet. Eine Legende besagt, dass drei alte Männer die Archäologen warnten, die Asche der Toten nicht anzurühren, speziell nicht Timurs sterblichen Überreste, da sie dadurch den Kriegsgeist wieder heraufbeschwören würden. Kurz darauf begann der zweite Weltkrieg…

Wir lauschen gebannt den Geschichten wie aus Tausendundeiner Nacht, die uns unser langjähriger Usbekistan-Experte Dima erzählt. Dima wird uns noch bis Taschkent begleiten.

Bevor wir am nächsten Tag abfahren, gilt es die noch die Tanks zu befüllen. Wie im letzten Bericht bereits erwähnt, ist es in Usbekistan kaum möglich den begehrten Treibstoff an Tankstellen zu bekommen – obwohl Usbekistan Öl aus eigenen Quellen fördert. Wir bekommen den Diesel bequem zum Stellplatz geliefert.

In Taschkent, der heutigen Hauptstadt Usbekistans, wohnen etwa 2,5 Millionen Menschen. Im Vergleich zu den anderen usbekischen Städten ist die Architektur hier viel moderner. Grund ist ein starkes Erdbeben im Jahr 1966, bei dem ein großer Teil der historischen Bauten zerstört wurde. Die Stadt ist derzeit am Wachsen: Das Regierungszentrum, der internationale Flughafen, die gute Infrastruktur und sogar eine Schwebebahnn, die bald in Betrieb genommen wird, ziehen viele Menschen an.

Auf dem Foto: Ein „Drachen“ in der Luft über Taschkent: Wir nähern uns China, wo der Drachenbau eine lange Tradition hat. In unserem nächsten Bericht melden wir uns allerdings erst einmal aus Kirgisistan. Bergpassagen, Gletscherseen, grüne Täler, Pferde und Wolfshunde erwarten uns!

Euer Team vor Ort Jörn, Su, Max und Andi

 

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